Der Reichhart-Schacht

Geschichte des Reichhart-Schachts und des Besucherbergwerks

Um 1890 begann Wilhelm Reichhart in Freiung mit dem Flussspatbergbau. Das Vorkommen selbst wurde beim Graben eines Brunnenschachtes entdeckt. Er teufte daraufhin einen 40 m tiefen Schacht ab und fuhr die Lagerstätte im Streichen auf. Anstelle der Handhaspelförderung setzte er später einen Pferdegöpel ein. Den geförderten Flussspat transportierte er mit dem Pferdefuhrwerk zum Bahnhof Schwarzenfeld, von wo aus dieser vorwiegend zu den Glashütten nach Böhmen verschickt wurde. 1921 stellte Georg Reichhart den Betrieb ein; seitdem liegt das Bergwerk still. 

Von 1974 bis 1980 baute Josef Reichhart den Schacht bis auf die 8 m-Sohle als Schaubergwerk aus. Nach der Schliessung der Grube Hermine, des letzten Flussspatbergwerks im Nabburger Revier, wurde 1987 auch die Wasserhaltung eingestellt, und Grundwasser überflutete den Reichhart-Schacht. Seitdem wieder gepumpt wurde, konnte Konrad Reichhart den Schacht in sechsjähriger Bauzeit renovieren und auf 30 m Tiefe einen alten Gang für Besucher ausbauen, der im Mai 1996 für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. In einem weiteren Ausbauabschnitt wurde ein zweiter Ausgang angelegt, der die Besucher die Strasse unterqueren und durch den benachbarten Gottes-Segen-Schacht ans Tageslicht gelangen lässt. Die Eröffnung fand am 19. März 1999 statt.
Das Flussspat-Besucherbergwerk Reichhart-Schacht erfreut sich einer immer grösseren Beliebtheit. Es ist der einzige für Besucher begehbare Schacht, der an den einst blühenden Flussspatbergbau im Nabburger / Stullner Revier erinnert. Der Reichhart-Schacht ist ein Kleinbergwerk, ein Beispiel für die zahlreichen gleichartigen Betriebe des Reviers in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Aufgeschlossen ist ein von wenigen Zentimetern bis mehreren Metern mächtiger Flussspatgang.
Der feingebänderte, hell- bis dunkelgrün und blau gefärbte Flussspat zeigt einen lehrbuchhaften Aufbau, der den Reichhart-Schacht als Natur- und Industriedenkmal prädestiniert. Im Museum können neben den begehbaren Sohlen auch Handwerkszeug der Steiger und Hauer (Gezäh), Bergbaumaschinen und eine Mineralienausstellung mit wohlkristallisierten Flussspat- und Schwerspatstufen, die aus diesem Revier stammen, besichtigt werden.